Technisch modifizierte heimische Hölzer für die Terrasse – 3 Verfahren

Technisch modifizierte heimische Hölzer für die Terrasse – 3 Verfahren

Kaum ein anderes Material strahlt Gemütlichkeit und Wohnlichkeit annähernd so aus wie Holz. Aus diesem Grund wird Holz nicht nur im Innenbereich verwendet, sondern auch draußen verarbeitet, etwa als Boden für die Terrasse oder Einfassung für den Pool. Wenn heimische Holz Wind und Wetter ausgesetzt sind, verwittern sie allerdings recht schnell. Daher wird oft Tropenholz zur Alternative.

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Technisch modifizierte heimische Hölzer für die Terrasse - 3 Verfahren

Um das Gewissen zu beruhigen, achten viele Verbraucher inzwischen zwar darauf, dass die Tropenhölzer zumindest Zertifizierungen haben. Doch ein fader Beigeschmack bleibt trotzdem.

Damit Hölzer aus unseren Breitengraden widerstandsfähiger werden, wurden sie lange Zeit mit Bioziden behandelt. Allerdings sind Biozide gesundheitsschädlich. Außerdem verwandeln sie den natürlichen Rohstoff Holz in Sondermüll.

Inzwischen gibt es jedoch Verfahren, durch die heimische Hölzer so in ihren Eigenschaften modifiziert werden können, dass sie im Außenbereich genauso widerstandsfähig sind wie Tropenhölzer.

Drei solcher technischen Modifizierungverfahren, die aus heimischen Hölzern haltbare und widerstandsfähige Materialien für eine Terrasse machen, stellen wir in diesem Beitrag vor:

  1. Thermische Modifizierung

Eine thermische Behandlung ist bei Nadel- und bei Laubhölzern möglich. Allerdings unterscheiden sich die Hölzer danach deutlich in ihren Eigenschaften. Während Nadelhölzer durch die thermische Behandlung weich werden, tritt dieses Problem bei Laubhölzern weniger auf.

Weil das Holz aber insgesamt weniger biegefest ist und dadurch an Tragfähigkeit verliert, ist es als Konstruktionsholz nicht mehr geeignet. Dafür eignet es sich umso besser als Holz für die Terrasse.

Eschenholz zum Beispiel klettert nach einer Hitzebehandlung von der Dauerhaftigkeitsklasse 5 in die Klasse 1 hoch und ist damit genauso haltbar wie Teakholz. Die Praxis zeigt außerdem, dass Thermoesche hervorragend vergraut und so gut wie nicht splittert.

Bei einer thermischen Modifizierung wird mit Hitze gearbeitet, biozide Wirkstoffe werden nicht eingesetzt. Aus diesem Grund können sich auf der Oberfläche Pilze oder Algen ansiedeln, durch die sich Thermoholz verfärbt.

Das hat aber keinen Einfluss auf die technischen Eigenschaften und es besteht auch keine Gefahr, dass die Pilze oder Algen das Holz zerstören.

Bleibt die Oberfläche unbehandelt, ist Thermoholz nicht lichtecht. Im Laufe der Zeit nimmt es deshalb eine silbrig-graue Farbe an. Wer diesem Vergrauen vorbeugen möchte, kann einen Oberflächenschutz mit oder ohne Farbpigmente auftragen.

  1. Acetylierung

Bei der Acetylierung wird das Holz zuerst in einem Druckkessel mit Essigsäure durchtränkt. Die anschließende Erhitzung auf über 100 Grad Celsius führt zu einer chemischen Reaktion zwischen dem Acetylanhydrid und den Polymeren in den Zellwänden des Holzes.

Die Essigsäure, die im Zuge des Verfahrens aufgefangen wird, kann wiederverwendet werden. Dass die Arbeiter keine Schutzkleidung tragen, spricht für ein ungiftiges Verfahren.

Die Acetylierung geht auf Dr. Holger Militz zurück, der 1995 als Professor an die Georg-August-Universität in Göttingen kam. Dr. Militz entwickelte das Verfahren in den 1990er-Jahren am SHR Holzforschungsinstitut im niederländischen Wageningen.

Weil seinerzeit Tropenholz noch sehr preiswert war, zeigte kein Konzern großes Interesse an dem Patent. Daher ging das Patent für wenig Geld an das Unternehmen Titan Wood.

Unter dem Produktnamen Accoya vertreibt Titan Wood acetylierte Radiatakiefer, die bisher aus Chile und aus Neuseeland importiert wurde. Für die Radiatakiefer spricht, dass das Holz nicht zu dicht ist und die Eigenschaften vom Kern bis zur Borke nahezu gleich sind.

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Für die Acetylierung können aber Hölzer aller Arten und damit auch heimische Hölzer verwendet werden.

Nach der chemischen Behandlung ist das Holz resistent gegenüber Pilzen und Schädlingen. Es nimmt kaum Wasser auf und ist deutlich härter als im natürlichen Zustand. Die Langlebigkeit und die Nachhaltigkeit sind besser als bei fast allen Tropenhölzern.

So beträgt die Haltbarkeit von Accoya als Terrassen- oder Fassadenholz im Schnitt 60 Jahre. Auch preislich ist Accoya ein ganzes Stück kostengünstiger als Tropenholz oder thermisch modifiziertes Holz.

Die Acetylierung färbt das Holz dunkler ein. Holzbohlen sind bis zu einer Stärke von zehn Zentimetern möglich. Wenn das Holz mit einer Säge oder einem Hobel bearbeitet wird, macht sich vorübergehend ein leicht säuerlicher Geruch bemerkbar.

Bei der Befestigung müssen Schrauben oder Nägel aus Edelstahl verwendet werden, denn sie halten der Essigsäure stand. Im Unterschied zu imprägnierten Hölzern können acetylierte Hölzer an ihrem Lebensende bedenkenlos verbrannt werden.

  1. Furfurylierung

Holz, das mit diesem Verfahren modifiziert ist, ist unter dem Produktnamen Kebony auf dem Markt. Kebony ist eine Anspielung auf das englische Wort ebony für Ebenholz und verweist auf die dunkle Färbung, die furfuryliertes Holz annimmt.

Bei der Furfurylierung wird das Holz zunächst in einem Druckkessel mit einer wasserbasierten Lösung aus Furfuryl-Alkohol imprägniert.

Wenn das Holz anschließend trocknet, härtet der Alkohol aus. Furfuryl wird zum Beispiel aus Abfallprodukten der Zuckerindustrie wie den faserigen Resten von Zuckerrohr gewonnen.

In den USA wurden bereits in den 1950er-Jahren Versuche unternommen, Massivhölzer zu furfurylieren. In den 1980er-Jahren entwickelte eine Forschungsgruppe aus Kanada den Prozess dann zu einem zweistufigen Produktionsverfahren weiter.

Noch einmal rund 20 Jahre später, nämlich im Jahr 2001, kam es dann in Zusammenarbeit mit dem Norsk Institut for Skogforskning zur Gründung von Wood Polymer Technologies und Kebony ging in Norwegen erstmals in Produktion.

Bei der Furfurylierung werden Laub- und Nadelhölzer wie Kiefer, Ahorn und Buche verarbeitet. Das Hauptprodukt ist die Kebony-Kiefer, die sich als Fassadenverkleidung und als Belag für Terrassen eignet.

Die Gasemissionen des behandelten Holzes sind sehr gering und bei der Verbrennung werden weniger Schadstoffe freigesetzt als bei natürlichem, unbehandelten Holz.

Durch die Furfurylierung erhöht sich die Festigkeit des Holzes und es wird resistent gegenüber Pilzen und tierischen Schädlingen. Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt nach Herstellerangaben 30 Jahre.

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Markus Scheuer - Tischlermeister, Mario Schwab - Holzmechaniker und Timor Arksol - Inhaber Holzhandel, Youtuberin Sevilart - Handarbeiten & Kunsthandwerk (Holz-Rohstoffe), sowie Christian Gülcan, Betreiber und Redakteur dieser Seite, Importeur von Holzmöbeln, Deko- und Kunsthandwerk, schreiben hier Wissenswertes zum Rohstoff Holz, sowie Anleitungen, Tipps und Ratgeber für die Holzbearbeitung.

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