Was ist Shou-Sugi-Ban?
Holz kontrolliert verkohlen zu lassen, um damit dann Fassaden und Wände zu verkleiden, ist keine neue Idee. Vielmehr wurde das Verfahren bereits in der Antike angewendet. Durch die Holzverkohlung wurde das Holz konserviert und vor einem Insektenbefall und Fäulnis geschützt. Eine etwas neuere Variante des Verfahrens nennt sich Shou-Sugi-Ban oder Yakisugi und stammt aus Japan.
Doch was genau ist Shou-Sugi-Ban? Wie funktioniert die Methode? Und was ist ihr Ergebnis? Wir stellen die Technik des verkohlten Holzes vor!:
Inhalt
Traditionelle Technik mit antiken Wurzeln
Holz ist nicht nur eine Wärmequelle, die durch das Feuer im Ofen Räume heizen kann. Die Technik des Shou-Sugi-Ban belegt eindrucksvoll, dass Holz noch weit mehr Potenzial hat. In Japan selbst wird die Methode Yakisugi genannt. Dabei wird die äußere Schicht verkohlt, um das Holz auf diese Weise zu konservieren.
Die Kohle bildet nämlich einen natürlichen Schutz gegen Ungeziefer und Pilze. Chemische Holzschutzmittel, Anstriche mit Farbe oder Beizungen und das regelmäßige Erneuern der aufgetragenen Schutzschichten werden dadurch überflüssig.
Bei Ausgrabungen des Artemis-Tempels in Ephesos zeigte sich, dass vor Beginn der Bauarbeiten Holzkohle verwendet wurde, um den sumpfigen Untergrund zu befestigen. Auch Vitruv, ein Architekt aus dem antiken Rom, beschrieb bereits im ersten Jahrhundert vor Christus den Einsatz von angekohlten Eichenpfählen beim Bau eines Hauses.
Dass verkohltes Holz effektiv als Baumaterial genutzt werden kann, ist also schon lange bekannt.
Zwei Namen für die Verkohlung verschiedener Holzarten
Die Namen Shou-Sugi-Ban und Yakisugi bezeichnen beide die gleiche traditionelle Technik aus Japan, Holz zu verkohlen. In Japan wird dafür in erster Linie japanische Zeder verwendet. Dieses Holz heißt auf Japanisch Sugi, während Yaki übersetzt so viel bedeutet wie gegrillt oder geflammt.
Damit erklärt sich, warum in Japan für die Technik hauptsächlich die Bezeichnung Yakisugi verwendet wird. In Europa wird das Verfahren auch bei Kiefer, Lärche und anderen Hölzern angewendet. Deshalb ist hier die Bezeichnung Shou-Sugi-Ban geläufiger.
Auf der japanischen Insel Naoshima wird die traditionelle Holzverkohlung bis heute im Hausbau genutzt. Und Angaben der Hausbesitzer zufolge übersteht eine Hausfassade aus verkohltem Holz 40 bis 80 Jahre, ohne dass eine Nachbehandlung notwendig ist.
Natürliche Behandlung mit Feuer, Wasser und Öl
Holzkohle entsteht, wenn trockenes Holz ohne die Zufuhr von Sauerstoff auf 275 Grad Celsius erhitzt wird. Dadurch verbrennen Bestandteile im Holz wie zum Beispiel Harze.
Die Kohle wiederum bildet eine Schutzschicht, die die Wärme dämmt. Damit die gewünschte Tiefe der Verkohlung erreicht wird, muss der Brand kontrolliert ausgeführt und im richtigen Moment durch das Ablöschen mit Wasser gestoppt werden.
Im traditionellen japanischen Verfahren wird für die Verkohlung eine dreieckige Röhre aus je drei Holzbrettern gebildet. Nachdem die Bretter zusammengebunden sind, wird ein Papier in die Röhre gesteckt, um das Feuer zu entflammen. Sind die Bretter verkohlt, werden sie wieder voneinander getrennt und mit Wasser abgelöscht.
Danach wird das Holz gereinigt und zum Schluss mit einem natürlichen Öl behandelt. Je nachdem, wie lange der Brennvorgang andauerte und welches Öl aufgetragen wurde, nehmen die Hölzer eine Farbe an, die von einem rötlichen Braun bis hin zu Schwarz gehen kann.
Shou-Sugi-Ban punktet nicht nur durch den praktischen Nutzen und unter ästhetischen Gesichtspunkten, sondern auch aus ökologischen Gründen. Denn trotz der Behandlung bleiben die Hölzer ein rein organisches Material. Ist ein Gebäude am Ende seiner Lebensdauer angekommen, können die Hölzer in den Verrottungsprozess übergehen, ohne dass chemische Altlasten ein Thema wären.
Shou-Sugi-Ban ermöglicht damit, die Idee der zyklischen Ressourcennutzung, auch bekannt als Cradle-to-Cradle-Prinzip, umzusetzen.
Wird das Holz nicht mit Wasser, sondern mit Schnee oder Eis abgelöscht und anschließend vereisen lassen, entstehen noch einmal zusätzliche Effekte. Denn durch das Vereisen spaltet sich die Oberflächenstruktur des Holzes auf. Das ist dann zwar nicht mehr traditionell japanisch, führt aber zu einer herrlichen Optik.
Einsatz im Außen- und im Innenbereich
Im alten Japan wurde Shou-Sugi-Ban bzw. Yakisugi fast nur im Außenbereich eingesetzt. Heutzutage werden gebrannte und verkohlte Hölzer auch in Innenräumen verbaut.
Beliebt sind sie zum Beispiel als Wandverkleidung im Badezimmer. Denn die Oberfläche strahlt die behagliche Gemütlichkeit von Holz aus und ist gleichzeitig robust, pflegeleicht und resistent gegen Feuchtigkeit und Schimmelbefall.
Eine Besonderheit der Verkohlung von Holz als Konservierungsmethode ist aber auch die wunderschöne und lebendige Optik. Je nachdem, wie das Licht auf das Holz fällt, entsteht ein abwechslungsreiches Farbspiel. Vor allem in Kombination mit kühlen Wänden aus Mauerwerk, Stein, Beton oder Fliesen ergeben sich durch das verkohlte Holz äußerst reizvolle Kontraste.
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Thema: Was ist Shou-Sugi-Ban?
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