Holzmangel und Preisanstieg: Infos und Tipps für Handwerker
Volle Auftragsbücher, aber leere Materiallager: Viele Bau- und Handwerksbetriebe könnten sich bald mit dieser Situation konfrontiert sehen. Denn Baumaterialien sind derzeit knapp. Und zu den längeren Lieferzeiten oder gar Lieferschwierigkeiten gesellen sich auch noch höhere Preise. Betroffen sind viele Werkstoffe, vor allem aber Holz. Doch warum ist das so? Wieso gibt es Engpässe? Und wie können Betriebe auf den Holzmangel und den Preisanstieg reagieren, um Baustopps und geplatzte Aufträge zu vermeiden?
Wir haben Infos und Tipps für Handwerker und Heimwerker!:
Inhalt
Welche Gründe haben die Engpässe?
Der aktuelle Holzmangel und Preisanstieg geht auf mehrere Ursachen zurück. Eine große Rolle spielt die Corona-Pandemie. Anders als erwartet, führte die Pandemie zu einem regelrechten Bauboom. Viele Eigenheimbesitzer und Mieter entdeckten ihr Zuhause noch einmal als ganz anderen, neuen Rückzugsort wieder. Also entschlossen sie sich dazu, umzubauen, zu renovieren oder Reparaturen und Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen.
Neben der Tatsache, dass die Leute aus der Situation heraus deutlich mehr Zeit daheim verbrachten, waren oft auch Rettungspakete der Regierungen ein Grund. Durch die Corona-Hilfen waren nämlich finanzielle Mittel vorhanden, die ins Zuhause investiert werden konnten.
Dazu kam, dass mitunter einfach mehr Geld übrig war, das andernfalls in den Urlaub, Shopping-Touren, Restaurantbesuche und ähnliche Dinge geflossen wäre. Baufirmen, Handwerker und Baumärkte konnten sich jedenfalls über prall gefüllte Auftragsbücher freuen. Gleichzeitig stieg damit aber die Nachfrage nach Baumaterialien weltweit sprunghaft an.
Eine weitere Ursache für den Holzmangel sind Corona-bedingte Einschränkungen in den Abläufen. So mussten zum Beispiel viele Sägewerke ihren Betrieb herunterfahren, um die Schutzmaßnahmen für die Mitarbeiter einzuhalten. Doch weil dadurch weniger Holz verarbeitet wurde, sind Verzögerungen die Folge.
Ein weiterer Aspekt ist, dass Lieferketten zeitweise komplett unterbrochen waren oder nur sehr eingeschränkt funktionierten. Auch jetzt noch fehlt es mitunter an Schiffscontainern für Im- und Exporte von Holz.
Aber nicht nur Corona oder politische Ereignisse wie der Brexit haben vieles durcheinandergewirbelt. Auch verheerende Waldbrände haben viel Material zerstört. Außerdem haben an vielen Stellen Käfer und Schädlinge den ohnehin oft kränkelnden Wäldern massiv zugesetzt.
Wo macht sich der Preisanstieg am deutlichsten bemerkbar?
Nicht nur Holz ist von Knappheit betroffen. Auch andere Baumaterialien wie Stahl und Kupfer, Styropor oder Dämmstoffe sind nur begrenzt lieferbar. Sogar Farbe wird knapp. Allerdings liegt das weniger an der Farbe, sondern vielmehr am fehlenden Material für die Farbeimer.
Es gehört zu den Gesetzen des Marktes, dass eine große Nachfrage und ein knappes Angebot die Preise in die Höhe steigen lassen. So hat sich der Preis für Bauholz an der Chicagoer Warenterminbörse CME innerhalb eines Jahres rund versechsfacht.
In Deutschland lag der Preis für geschnittenes Nadelholz, also zum Beispiel für Konstruktionsvollholz, Bauholz oder Dachlatten, laut Statistischem Bundesamt im März 2021 um 20,6 Prozent höher als im Vorjahr.
Vergleichen mit 2015, bewegen sich die Holzpreise hierzulande aber nach wie vor auf einem niedrigen Niveau. Und bei nicht geschlagenem und unverarbeitetem Holz gab es keinen nennenswerten Preisanstieg.
Was können Handwerker und Heimwerker tun?
Trotz Holzmangel und Preisanstieg ist zunächst einmal wichtig, die Ruhe zu bewahren. Holzbaubetriebe und Schreinereien haben es derzeit bei der Planung und Kalkulation von Aufträgen zwar nicht leicht. Aber das Nachhaltigkeitsprinzip stellt die Versorgung mit Holz langfristig sicher. Außerdem beruhigen sich Märkte, die in Aufruhr sind, auch wieder.
Ganz konkret können Betriebe an folgenden Punkten ansetzen:
Regionale Lieferketten
Betriebe sollten sich mit Waldbesitzern, familienbetriebenen Sägewerken und Innungen der Branche zusammensetzen und gemeinsam für die Region Konzepte für Kreisläufe erarbeiten. Das stärkt nicht nur die Wertschöpfung vor Ort und stellt die Verfügbarkeit von Holz sicher. Stattdessen werden auch lange Transportwege vermieden, was dem Umwelt- und Klimaschutz zugutekommt.
Holzrahmenbau
Konstruktionen in der Holzrahmen-Bauweise senken den Holzverbrauch. Im Vergleich zu anderen Bauweisen kommt der Holzrahmenbau nämlich mit weit weniger Bauholz aus. Auf diese Weise lassen sich Ressourcen schonen. Als weiterer Pluspunkt kommt noch dazu, dass der Holzrahmenbau ermöglicht, Gebäude mit sehr guten Dämmwerten zu errichten und dabei gleichzeitig die Wandstärken recht gering zu halten. Der Bauherr gewinnt so mehr Fläche.
Kalamitätsholz
Als Kalamitätsholz wird Holz bezeichnet, das zum Beispiel von Klimafolgen betroffen oder dem Borkenkäfer befallen war. Aus konstruktiver Sicht unterscheidet sich Kalamitätsholz in der Qualität nicht von normalem Schnittholz. Deshalb kann das Holz problemlos und uneingeschränkt in Bereichen verbaut werden, die später ohnehin nicht mehr zu sehen sind. Gleichzeitig werden die regional vorhandenen Holzvorräte optimal verwertet.
Laubholz
Eine Überlegung kann auch sein, auf Laubhölzer auszuweichen. Während die Nachfrage und die Preise für Nadelhölzer gestiegen sind, stoßen Laubhölzer auf wenig Interesse. Die Preise für Eiche und Buche waren zwar bis 2020 spürbar nach oben geklettert. Doch 2021 sind sie wieder gesunken, so dass Laubhölzer derzeit weniger kosten als im Vorjahr.
Keine Hamsterkäufe
Um die Situation auf dem Markt nicht zusätzlich zu verschärfen, sollten Betriebe Bauholz mit Bedacht bestellen. Hamsterkäufe sind weder sinnvoll noch notwendig.
Wer haftet, wenn sich Lieferungen und Bauarbeiten verzögern?
In vielen Verträgen ist vereinbart, dass die Baufirma für die Beschaffung des Baumaterials verantwortlich ist. Bleibt die Beschaffung schuldhaft aus, kann der Kunde als Auftraggeber Schadensersatz für die Kosten verlangen, die ihm durch die Verzögerung entstanden sind.
Doch damit stellt sich die Frage, was schuldhaft bedeutet. Kann der Baubetrieb das Baumaterial aufgrund höherer Gewalt nicht besorgen, liegt keine Verletzung seiner vertraglichen Pflichten vor. Ganz so einfach ist es in der Praxis dann aber doch wieder nicht.
Denn höhere Gewalt setzt voraus, dass das Bauholz tatsächlich nicht lieferbar ist. Kann die Baufirma kein Holz beschaffen, weil zum Beispiel die Corona-Pandemie Lieferketten komplett unterbrochen hat, ist die Ausgangslage eine andere als bei einem leeren Lager, das auf schlechte Planung oder zu geringe Bestellmengen zurückgeht.
Problematisch wird es, wenn die Baufirma Holz beschaffen könnte, allerdings zu weit höheren Preisen als geplant. Die obergerichtliche Rechtsprechung ordnet selbst massive Preisanstiege als Risiko des Auftragnehmers ein. Den Vertrag wegen einer Störung der Geschäftsgrundlage an die Mehrkosten anzupassen, ist deshalb nicht ohne Weiteres möglich.
Baufirmen sind für die Zukunft gut beraten, wenn sie in ihre Verträge Vereinbarungen aufnehmen, die höhere Gewalt und außergewöhnliche Ereignisse regeln.
Denn Lieferengpässe, Preisanstiege, heruntergefahrene Produktionen, krankheitsbedingte Ausfälle und ähnliche Dinge, die die Bauabläufe im Zuge der Corona-Pandemie behindert haben, waren dieses Mal neu. Doch falls sich eine ähnliche Situation wiederholt, dürfte es schwierig werden, noch einmal mit unvorhersehbaren Umständen zu argumentieren.
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Thema: Holzmangel und Preisanstieg: Infos und Tipps für Handwerker
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