10 Fragen zum Tiny House, Teil 2

10 Fragen zum Tiny House, Teil 2

Ein Mini-Häuschen im Grünen, mehr Unabhängigkeit vom gesellschaftlichen Leben in der Stadt und eine Besinnung auf das Wesentliche, ohne überflüssigen Konsum-Ballast: Das ist die Philosophie, die oft hinter dem Wunsch nach einem Tiny House steht. Doch wenn das Minihaus zum festen Wohnsitz werden soll, müssen behördliche Vorgaben eingehalten werden. Diese beziehen sich zum Beispiel auf die Baugenehmigung, die Energieeffizienz und den Brandschutz.

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10 Fragen zum Tiny House, Teil 2

Auch mit der beabsichtigten Nachhaltigkeit ist es so eine Sache. In einem zweiteiligen Beitrag beantworten wir zehn Fragen zum Tiny House. Hier ist Teil 2!:

  1. Wie wird ein Tiny House beheizt und gelüftet?

In ein Tiny House kann eine wasserdurchflossene Heizung installiert werden, die sogar mit herkömmlichen Heizkörpern betrieben werden kann. Diese Art der Heizung ist zwar sehr komfortabel, der Aufwand für den Einbau ist bei einem Mini-Haus aber recht hoch.

Aus diesem Grund fällt die Wahl oft auf eine Heizung, die keinen Heizwasserkreislauf erwärmt, sondern die Wärme direkt abstrahlt. Dem geringeren Aufwand stehen hier allerdings die Betriebs- und Wartungskosten gegenüber, die bei einer Strom- oder Gasdirektheizung erheblich sein können.

Die romantisch-nostalgische Variante mit einem Kaminofen funktioniert bei einem Tiny House nur bedingt. Denn zum einen produziert ein Kaminofen oft zu viel Wärme für das kleine Volumen des Häuschens. Die Folge ist, dass die Bewohner durch dauerndes Lüften gegensteuern müssten, um die Wärme nach draußen zu befördern. Zum anderen gelten für die Abgase des Kaminofens strenge Vorgaben.

Biogas, grüner Strom oder Holz als Energieträger kann zu einer guten Klimabilanz führen. Allerdings geht eine gute Klimabilanz nicht unbedingt mit einem niedrigen Energiebedarf einher.

Eine autarke Wärmeversorgung, zum Beispiel per Photovoltaikanlage und Stromheizung, ist ebenfalls denkbar. Dabei gilt jedoch zu bedenken, dass meist ein Batteriespeicher eingesetzt werden muss, der Zusatzkosten verursacht, den Einbau der Technik komplizierter macht und zudem Platz in Anspruch nimmt.

Während die Frage nach der Heizung für das Tiny House gut durchdacht sein will, gestaltet sich das Lüften recht simpel. Zwar sorgt das geringe Luftvolumen dafür, dass es im Haus schnell muffig und feucht wird, wenn sich mehrere Personen darin aufhalten, jemand duscht oder gekocht wird.

Aber in aller Regel reicht ein regelmäßiges Querlüften aus, um die wenige Luft effektiv auszutauschen.

  1. Ist ein Tiny House barrierefrei?

Wie jedes andere Haus ist auch ein Tiny House nicht per se barrierefrei. Zwar hat das Minihaus üblicherweise nur eine Etage. Doch der begrenzte Raum will optimal genutzt sein. Und oft geht das zulasten der Barrierefreiheit.

Einige Hersteller bieten aber Tiny Häuser in einer barrierefreien Ausführung an. Der Preis für so ein Mini-Haus ist dann etwas höher als bei der Standardvariante.

  1. Wie wird ein Tiny House transportiert?

Ein Merkmal vom Tiny House ist, dass es ohne allzu großen Aufwand an einen anderen Standort versetzbar sein soll.

Einige Minihäuser sind deshalb so konzipiert, dass sie mit einem herkömmlichen Pkw-Anhänger auf der Straße bewegt werden dürfen. In Deutschland gelten für den Anhänger und die Ladung aber gewisse Vorgaben. Konkret heißt das, dass das Tiny House maximal 2,55 Meter breit, elf Meter lang und 3,7 Meter hoch sein darf.

Das Gesamtgewicht des beladenen Anhängers darf 3,5 Tonnen nicht überschreiten. Für den deutschen Markt werden die sogenannten „Tiny Houses on Wheels“ (winzige Häuser auf Rädern) dann meist mit einem fest verbauten, rollenden Gestell ausgestattet. Um das zulässige Höchstgewicht des Pkw-Anhängers einzuhalten, sind die Häuser oft ein Stück kürzer, um so das Gewicht des Untergestells auszugleichen.

Ist das Tiny House größer oder schwerer, kann es natürlich trotzdem bewegt werden. Das erfolgt dann üblicherweise per Sattelschlepper.

  1. Wie steht es um die Nachhaltigkeit beim Tiny House?

Ein Tiny House ist nicht automatisch eine nachhaltige und ökologische Wohnform. Denn pro Person oder Quadratmeter Nutzfläche ist der Bedarf an Material, Fläche und Heizenergie hoch. Das liegt zum einen daran, dass ein Tiny House als freistehendes Gebäude errichtet wird.

Dadurch beansprucht jede Partei selbst bei einem kleinen Grundstück vergleichsweise viel Fläche. Zum anderen ist ein Tiny House von Außenflächen umgeben, durch die trotz baulicher Vorkehrungen etwas Raumwärme verloren geht.

Natürlich können beim Tiny House überwiegend ökologische Baustoffe zum Einsatz kommen. So ist es zum Beispiel möglich, das Tiny House als Holzhaus zu bauen, mit Schafwolle zu dämmen und mit Biogas oder grünen Strom als Energiequelle zu versorgen.

Doch diese Bauweise ist genauso bei einem Mehrfamilienhaus möglich. Haben die Wohneinheiten in so einem Mehrfamilienhaus eine vergleichbare Größe wie die Wohnfläche in einem Tiny House, ist das die nachhaltigere Lösung, weil im Vergleich weniger Grundfläche, Baumaterial und Energie benötigt wird.

  1. Ist es möglich, ein Tiny House selbst zu bauen?

Es ist nicht leicht, ein funktionsfähiges Tiny House zu bauen. Damit es sich als fester Wohnsitz eignet, muss es wetter- und sturmfest sein und standsicher aufgestellt werden. Es braucht eine gute Wärmedämmung und Schutz gegen Feuchteschäden.

Heizung, Strom und Wasser müssen fachgerecht installiert sein. Hinzu kommen die Nachweise und Genehmigungen, die aus baurechtlicher Sicht erforderlich sind.

Selbst für einen erfahrenen Heimwerker wird der Bau komplett in Eigenregie in den meisten Fällen zu aufwändig sein. Möchte der Heimwerker selbst Hand anlegen, kann er aber am Innenausbau mitwirken. Viele Hersteller von Tiny Houses bieten Modelle an, die nicht nur Spielraum lassen, sondern zudem kostengünstiger sind, wenn der Bauherr bestimmte Leistungen übernimmt.

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Markus Scheuer - Tischlermeister, Mario Schwab - Holzmechaniker und Timor Arksol - Inhaber Holzhandel, Youtuberin Sevilart - Handarbeiten & Kunsthandwerk (Holz-Rohstoffe), sowie Christian Gülcan, Betreiber und Redakteur dieser Seite, Importeur von Holzmöbeln, Deko- und Kunsthandwerk, schreiben hier Wissenswertes zum Rohstoff Holz, sowie Anleitungen, Tipps und Ratgeber für die Holzbearbeitung.

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