Riftware und Waldkante: Was ist das?
Wer sich mit Holz beschäftigt und ein Faible für einen eher rustikalen, natürlichen Einrichtungsstil hat, ist vermutlich schon einmal über die Begriffe Riftware und Waldkante gestolpert. Doch was genau ist das? Wir klären auf!
Was ist Riftware?
Ein Faktor, der großen Einfluss auf die Qualität eines Holzes hat, ist die Richtung, in der ein Baumstamm gesägt wird. Eine Möglichkeit dabei ist der sogenannte Riftschnitt, der auch Spiegelschnitt oder Radialschnitt genannt wird.
Der Riftschnitt verläuft längs durch die Mitte des Baumstamms. Dadurch erscheinen die Jahresringe als abwechselnd helle und dunkle Streifen, die fast parallel nebeneinander liegen.
Bei Holzarten wie zum Beispiel der Eiche, die breite Markstrahlen hat, treten die durchgeschnittenen Markstrahlen als helle und glänzende Spiegelstellen hervor. Der Rest des Holzes behält seine matte Oberfläche. Dieser Spiegeleffekt ist der Grund, warum oft von einem Spiegelschnitt gesprochen wird.
Die Schnittrichtung sorgt zum einen dafür, dass Riftware besonders stabil ist. Zum anderen ist Riftware sehr langlebig. Hölzer mit stehenden oder gestreiften Jahresringen arbeiten nämlich weniger als Hölzer mit liegenden Jahresringen.
Ein weiterer Pluspunkt von Riftware ist die cleane Optik. Denn Äste sind bei Riftware eher die Ausnahme. Dafür hat das Holz von Haus aus einen edlen Glanz.
Im Prinzip ist Holz im Riftschnitt der beste Teil eines Baumes, gewissermaßen das Filetstück. Natürlich hat Riftware deshalb ihren Preis. Aber dafür sieht sie eben nicht nur toll aus, sondern hält auch wesentlich länger als anderes Holz.
Verwendet wird Riftware im Möbelbau und hier vor allem für Küchen. Daneben werden Furniere aus Riftware hergestellt. Aber auch bei Fenstern, Türen oder Treppen ist Riftware beliebt. Letztlich bietet sich der Einsatz überall dort an, wo sich das Holz möglichst wenig bewegen und arbeiten sollte, nachdem es eingebaut wurde, eine tragende Funktion hat oder eine Konstruktion versteifen soll.
Was ist eine Waldkante?
Während Riftware durch ihre dezente und elegante Optik punktet, ist Holz mit einer sogenannten Waldkante fast das Gegenstück dazu. Das Holz sieht aus, als wäre es direkt aus dem Wald entnommen und so belassen worden, wie es natürlich gewachsen ist.
Eine Waldkante wird auch als Baumkante, Waldsaum oder Fehlkante bezeichnet. Gemeint ist damit eine Baumbohle, die nicht parallel zu den geraden Kanten eines rechteckigen Brettes gesäumt ist.
Stattdessen verbleibt der Baum in seiner ursprünglich gewachsenen Form. Anhand der Bohle lässt sich der Aufbau des Baumes deutlich sichtbar nachvollziehen, von außen zur Mitte hin bleiben der Bast, das Splintholz, das Kernholz und das Herz erkennbar erhalten.
Nur die Baumrinde wird meistens entfernt. Und im Optimalfall wird das Holz dabei nach einer langen Trocknungszeit nicht maschinell, sondern von Hand entrindet. Dadurch kann die natürliche Waldkante am besten in ihrer tatsächlichen Form erhalten werden. Auch das anschließende Schleifen der natürlichen Kante erfolgt in Handarbeit.
Astlöcher, Risse oder markante Spalten werden gerne so gelassen, wie sie sind. Möglich ist aber auch, sie mit Harz in einem Farbton wie Bernstein, Braun oder einer anderen Farbe aufzufüllen, um die Oberfläche etwas einheitlicher wirken zu lassen.
Für große Astlöcher oder sehr breite Spalten kennt die traditionelle Schreinertechnik außerdem den sogenannten Schmetterling. Das ist ein kleiner Einsatz aus Holz oder Metall, der geformt ist wie ein Schmetterling und das Holz zusammenhält.
Grundsätzlich sind Unregelmäßigkeiten bei Möbelstücken und Einrichtungsgegenständen mit einer Waldkante aber kein Makel, sondern ein gewolltes Designelement. Die Natur schenkt einem Baum eben seine individuelle Form und es sind gerade die Ecken, Kanten und oft wild geschwungenen Kurven, die den besonderen Reiz ausmachen.
Auch wenn ein Möbelstück schon Jahre vorhanden ist, tauchen in der Struktur des Holzes immer wieder neue Details auf, die einem vorher gar nicht aufgefallen sind. Die verschiedenen Schattierungen vom Bast-, Kern- und Splintholz lassen zudem ein harmonisches und lebendiges Farbspiel entstehen.
Holz mit natürlicher Waldkante wird in erster Linie für Möbel verwendet, so zum Beispiel als Tischplatte, Betthaupt, Regalboden oder Sitzfläche bei einer Bank oder einem Hocker. Jedes Brett ist durch seine ursprüngliche Wuchsform mit der schwungvollen Kante, Ästen und gewollten Trocknungsrissen ein auffälliges Unikat. Dass das Holz gerade nicht perfekt ist, ist sein Markenzeichen.
Damit dieser Charme erhalten bleibt, sollten Möbel mit Waldkanten mit einem hochwertigen Holzöl oder Holzwachs gepflegt werden.
Holz mit Waldsaum sieht naturbelassen aus. Trotzdem steckt viel Arbeit dahinter. Denn das Holz muss zunächst trocknen, danach entrindet und anschließend geschliffen werden. Dabei ist Handarbeit gefragt. Aus diesem Grund sind Hölzer und Möbel mit Waldkante vergleichsweise teuer. Aber dafür sind es eben auch echte Einzelstücke.
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Thema: Riftware und Waldkante: Was ist das?
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